„Connecting Minds, Creating the Future“
Mit dem CAMPUS GERMANY konzentriert sich der deutsche Auftritt auf das Thema Nachhaltigkeit.
Ein Jahr später als geplant ist die wohl größte Weltausstellung aller Zeiten gestartet: Die Expo 2020 Dubai. Wo sonst Dünen und eher karge Wüstenlandschaften das Bild dominieren, stehen heute futuristische Pavillons. Der deutsche Pavillon hat sich im Rahmen der Weltausstellung dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben – vom Gebäude über die Ausstattung bis hin zur Ausstellung, die die Besucher verzaubern sollen.
Um mehr über den CAMPUS GERMANY zu erfahren, sprach Sedus mit Christian Tschersich von LAVA – Laboratory for Visionary Architecture, der für die Architektur und das räumliche Konzept des CAMPUS GERMANY verantwortlich war.
1. „Connecting Minds, Creating the Future“ – unter diesem Motto treffen sich die Länder dieser Welt derzeit in Dubai. Vom 1. Oktober 2021 bis 31. März 2022 öffnet die Expo dort ihre Tore und auch Deutschland ist mit einem eigenen Pavillon vertreten. Wie haben Sie das Leitbild der Expo in die Gestaltung des CAMPUS GERMANY integriert?
Der deutsche Pavillon versteht sich als einladender und offener Ort für Wissensvermittlung und Austausch. Das Gebäude-Ensemble aus präzise gefügten Einzelkörpern vermittelt ein offenes und durchlässiges Bild. Auf diese Weise transportiert das Gebäude bereits in der Außenwirkung das Motto „Connecting Minds, Creating the Future“.
Es ist kein klassisches Gebäude: Die Vielzahl der Baukörper repräsentiert den Föderalismus Deutschlands und die Diversität von Wirtschaft und Forschung. Das Zusammenspiel aus den gestapelten Kuben und dem umschlossenen Raum lässt einen interessanten Wechsel von Innen- und Außenräumen entstehen. Es bietet viele aufregende und überraschende Perspektiven: Zwischen den einzelnen Kuben mit den drei Laboren findet man sich immer wieder auf den Terrassen des offenen Atriums wieder und erlebt den CAMPUS GERMANY so in seiner spektakulären Vielschichtigkeit.
2. Deutschland hat sich im Rahmen der Expo 2020 Dubai dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Wie tragen die verwendeten Materialien dazu bei, dass der CAMPUS GERMANY dem ökologischen Ansatz besonders gerecht wird?
Das Thema der Nachhaltigkeit liegt im Kern des Entwurfs. Der deutsche Pavillon basiert auf dem Prinzip des zirkulären Bauens. Das Gebäude ist zu 95 % recyclebar: Manche Bauteile können in ihrer jetzigen Form nach dem Rückbau des Pavillons neu verbaut werden. Andere Bauteile werden in ihre jeweiligen Rohstoffkreisläufe zurückgeführt und dienen dann der Produktion neuer Baustoffe. Der Sockel und das Dach des Gebäudes verdeutlichen dieses Konzept am besten: Das Dach besteht beispielsweise aus über 1200 einzelnen Stahlelementen, die nach dem Rückbau des Pavillons in ihrer jetzigen Form neu verbaut werden können. Der Pavillon ist dadurch eine Art Momentaufnahme im Lebenszyklus der Materialien zu verstehen.
3. Die Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf den Bau an sich, sondern zieht sich durch die gesamte Ausstellung: Auch die Auswahl der Produkte und Projekte, die dem CAMPUS GERMANY Leben einhauchen, tragen dazu bei. Welche Rolle spielen dabei die Produkte der Sedus Stoll AG?
Alle Back of House-Bereiche so wie die drei Restaurants und die VIP-Lounge wurden mit Möbeln der Sedus Stoll AG ausgestattet. Bei der Auswahl des Mobiliars waren dabei für uns nicht nur Design und Funktionalität von Belang, sondern insbesondere auch die Klimabilanz der Möbel als auch das Nachhaltigkeitskonzept der produzierenden Firma. Hier hat uns die Sedus Stoll AG nicht nur durch ihr ganzheitliches Denken in Design und Produktion der Möbel beeindruckt, sondern insbesondere auch durch das vielfältige und langjährige unternehmerische Engagement.
4. Und eine persönliche Frage zum Schluss: Wenn man als Architekt über mehrere Jahre an so einem herausragenden Bau arbeitet, tut es dann nicht auf gewisse Weise weh, dass der CAMPUS GERMANY am Ende der Weltausstellung wieder verschwindet und nicht als Baudenkmal überdauert?
Der deutsche Pavillon ist in seinem Nutzungsmix aus Ausstellung, Restaurants, Büros, Shop, Auditorium und Nebenräumen ein hochkomplexes hybrides Gebäude. Mit dem Anspruch, Deutschland als Land baulich zu repräsentieren und zugleich den Besucher*innen ein einzigartiges Erlebnis zu bieten, gehen zudem sehr spezifische Anforderungen einher. Das Gebäude ist damit so sehr für diese eine Funktion entworfen, dass es schwierig wäre es umzunutzen, ohne seine Qualitäten zumindest teilweise einzubüßen.
Aus diesem Grund, aber auch aufgrund der Auflagen der Expo und des Bundes, wurde das Gebäude von vornherein so entworfen, dass es wieder rückgebaut werden kann. Das Gebäude ist damit ein radikales Beispiel des Konzepts des zirkulären Bauens. Insbesondere für ein Gebäude, das für eine 6-monatige Veranstaltung entworfen wurde, erscheint es mir äußerst sinnvoll, es so zu entwerfen, dass es in anderer Form wiederverwendbar ist. Darum bin ich auch nicht traurig, sondern vielmehr stolz, dass nach Beendigung der Expo von dem Gebäude nichts mehr übrig bleiben wird als die Erinnerung der Besucher*innen und die Baustoffe, welche dann in neuen Gebäuden zu neuem Leben finden.
Kurzvita:
Christian Tschersich ist Associate Partner im international tätigen Architekturbüro LAVA – Laboratory for Visionary Architecture und nimmt parallel Lehraufträge an unterschiedlichen Universitäten wahr. Er kombiniert Praxis und Lehre mit Forschung und Entwicklung und erreicht durch die Vernetzung der unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche Austausch und Synergieeffekte. Sein methodischer Ansatz zielt darauf ab, funktionale Anforderungen und kontextbezogene Belange mit innovativen, formalen und materialgerechten Lösungen zu verbinden.
Der deutsche Pavillon wurde von LAVA (Laboratory for Visionary Architecture) (Architektur), facts and fiction GmbH (Ausstellung) entworfen und von der NÜSSLI Gruppe gebaut.
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